Religion
Grüne Religionspolitik basiert auf der Verwirklichung der grundgesetzlich verbürgten Religionsfreiheit: Der demokratische Rechtsstaat respektiert und schützt das Recht, entsprechend dem eigenen Glauben oder eben auch ohne Glauben zu leben und die religiöse Praxis frei zu gestalten – im Gegenzug fordert er die Anerkennung seiner Verfassung durch die Religionsgemeinschaften.
Die religiöse Landschaft Bayerns hat sich verändert: Neben den Katholik*innen und Protestant*innen, die jeweils rund 51% bzw. 19% der Bevölkerung ausmachen, leben heute rund 300.000 Muslim*innen im Freistaat. In einem Dutzend bayerischer Städte florieren jüdische Gemeinden. Rund ein Fünftel der Bevölkerung gehört entweder einer weiteren Religionsgemeinschaft an oder versteht sich als konfessionslos. Angesichts dieser zunehmend pluralen religiösen und weltanschaulichen Landschaft kann eine zeitgemäße Religionspolitik nicht nur Kirchenpolitik sein, sondern muss der Vielfältigkeit und dem Wandel gerecht werden.
Daher setzen wir uns ein für die Gleichbehandlung aller Religionen und Weltanschauungen ebenso wie für das Recht auf Kritik an Religionen und die organisatorische und finanzielle Trennung von Staat und Kirche. Sie ist die grundlegende Voraussetzung für die positive Rolle der Kirchen- und Religionsgemeinschaften als Kräfte der Zivilgesellschaft: Wir erleben sie als wertvolle Bündnispartnerinnen: im ökumenischen Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung, beim Eintreten gegen Fremdenfeindlichkeit und für internationale Gerechtigkeit und bei ethischen Fragen der modernen Gentechnik.
Gerade für die Muslim*innen in Bayern ist es wichtig, Möglichkeiten zur Repräsentation ihres Glaubens – etwa durch Moscheen und Kulturzentren außerhalb der Hinterhöfe – und zur Integration in das Religionsverfassungsrecht zu erhalten. Unsere Gesetzesinitiativen zielen daher z.B. auf einen gleichgestellten islamischen Religionsunterricht und keine unnötige staatliche Bevormundung bei der Bestattungsform ab. Liberalisierungen wie die Abschaffung der Sargpflicht erhöhen die Freiheit und Selbstbestimmung aller.
Wir wollen und müssen die Vielfältigkeit und den Wandel unserer Gesellschaft gemeinsam leben. Wir sind überzeugt, dass mehr gemeinsame religionskundliche und ethische Bildung das gegenseitige Verständnis stärkt.
Meine Aufgabe als Politikerin in einer religiös und weltanschaulich zunehmend pluralen Gesellschaft sehe ich darin, über alle Grenzen hinweg in Kommunikation zu treten und mich für ein offenes und menschenwürdiges Zusammenleben einzusetzen.