Letzte Woche habe ich im Landtag ein Interview zum Themenkomplex Missbrauch in der katholischen Kirche gegeben. Die Dokumentation wird für die Sender ARTE und BR produziert und erscheint voraussichtlich im Herbst diesen Jahres.
Was ist aber momentan der Stand speziell in Bayern und in der Erzdiözese München-Freising? Justizminister Georg Eisenreicht hat als Reaktion auf unseren Grünen Antrag eingeräumt, dass die Staatsanwaltschaft München das Missbrauchsgutachten von 2010 erst neun Jahre später angefordert haben.
Ich bin entsetzt, dass die bayerischen Strafverfolungsbehörden neun Jahre nicht ausreichend gehandelt haben und so die Augen vor den Schandtaten verschlossen haben, die von Klerikern und anderen in der Kirche verorteten Personen begangen wurden. In jedem Falle wurden die ermittlerischen Möglichkeiten nicht wirklich voll ausgeschöpft.
Von Gesetzes wegen sind die Staatsanwaltschaften verpflichtet, bei Verdacht auf eine Straftat tätig zu werden. 2010 wurden ihnen und der Öffentlichkeit im Gutachten der Münchner Anwaltskanzlei Westphal/Spilker/Wastl diese zum ersten Mal präsentiert. Erst neun Jahre später, nach dem Erscheinen eines neuen bundesweiten Gutachtens (MHG-Studie), sahen sich die bayerischen Behörden gemüsigt, das bayerische Gutachten aus dem Jahr 2010 anzufordern.
Der fehlende Aufklärungswille ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Dass sich Minister Eisenreich auf den Standpunkt zurückzieht, dass man ja vor allem auf eine Strafanzeige hin tätig werden kann, ist einfach zu wenig. Wir fordern die Bayerische Staatsregierung auf, endlich den Opfern beiseite zu stehen und die unabhängige, von der Kirche finanzierten Ombudsstelle, und eine unabhängige Bayerische Aufarbeitungskommission einzurichten.
Mehr Infos dazu findet ihr hier: https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/missbrauchsskandal-kritik-an-justizminister-eisenreich-wegen-muenchner-missbrauchsgutachten-waechst-id63123041.html