Von der Gemeinderätin zur Landtagsabgeordneten


Im November 2018 habe ich politisches Neuland betreten. Nach knapp 16 Jahren kommunalpolitischen Engagements in meiner Heimatgemeinde Kaufering und im Landkreis Landsberg darf ich nun den Stimmkreis Landsberg am Lech/ Fürstenfeldbruck-West im Bayerischen Landtag vertreten. Dort bin ich Mitglied im Ausschuss für Bildung und Kultus. In der Landtagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen verantworte ich als Sprecherin die Themenbereiche Bildung, Religion und Erinnerungskultur.

Der Antrieb für mein politisches Engagement ist meine Liebe zur Natur und mein ausgeprägter Wille, diese zu teilen. Zudem bin ich sehr heimatverbunden. Als meine Heimat betrachte ich aber nicht nur meinen Wohn- und Geburtsort Kaufering, sondern unseren Lechrain, die Region am westlichen Rand von Oberbayern. Unser Dialekt, in dem sowohl oberbayerische als auch schwäbische Idiome zu finden sind, spricht Bände. Das Schönste bei uns ist der Lech, dieser ursprünglich wilde Gebirgsfluss, der trotz der vielen Staustufen immer noch wunderschön ist. Geboren bin ich 1960 als jüngstes von vier Geschwistern in Kaufering. Hier ging ich zur Grundschule. Mein damaliger Viertklasslehrer überredete meine Eltern, mich aufs Gymnasium nach Landsberg zu schicken, obwohl die sich das eigentlich nicht leisten konnten. Dort war ich in der SMV aktiv, war Schulsprecherin und dort habe ich 1981 mein Abitur gemacht. Wir haben seinerzeit die ersten Projekttage und die erste Schülerfahrt unserer Schule zum KZ Dachau organisiert.
Schon während meiner Schulzeit und Jugend war ich sportlich viel unterwegs. Im Handball und in der Leichtathletik ging's bis zu den Deutschen Meisterschaften. Mein Berufsziel war es bereits in der Grundschule Sportlehrerin zu werden. 1983 begann ich an der TU München mit dem Diplomstudiengang Sport, Schwerpunkt "Sport für Menschen mit Behinderung". Für mich das perfekte Studienfach. Ich konnte den hergebrachten Sport mit einer sozialen Komponente versehen, es ist der Sport der relativen Leistungen. Meine sportliche Aktivität neben dem Studium fand mittlerweile ausschließlich auf der Mittel- und Langstrecke statt. Das Training war mitunter sehr umfangreich. 150km in der Woche laufen waren keine Seltenheit. 1990 wurde ich Deutsche Vizehallenmeisterin über 3000m. Meine Vereine waren der VfL Kaufering, Schwaben Augsburg, VfL Waldkraiburg und zum Schluss die LAC Quelle Fürth. Seit 1989 bin ich beruflich als Sportlehrerin an verschiedenen Münchner Gymnasien tätig gewesen.
1999 zog ich mit meiner Familie nach 16 Jahren München zurück nach Kaufering in meinen Geburtsort und mein Geburtshaus. Als dort 2001 meine Haupttrainingsstrecke am Lech asphaltiert wurde, war das der Anlass, mich in die aktive Politik einzumischen. 2002 wurde ich als einzige Grüne in den Kauferinger Marktgemeinderat gewählt, 2008 waren wir dort schon zu dritt, seit 2014 sind wir dort fünf Grüne Rätinnen und Räte. Bei der Bürgermeisterwahl 2012 erreichte ich als Grüne Frau ein achtbares 40%-Ergebnis. Seit 2014 bin ich Kreisrätin und Verwaltungsrätin des Klinikums Landsberg. Von 2014 bis 2020 war ich zudem 2. Bürgermeisterin in Kaufering. Erholung von meinen vielen Aktivitäten finde ich immer noch am besten beim Sport. Ein Highlight ist für mich das wöchentliche Basketballspiel mit den "Alten Damen" vom DJK Landsberg, auch wenn ich mit meinen 1,62m nicht gerade die Größte bin. Daneben liebe ich das Mountainbiken und Laufen, oder einfach Spaziergänge mit unserem Border Collie "Colin". Wenn ich die frische Luft in meinen Lungen spüre, dann geht es mir gut. Soll's weiter weg gehen, dann fast immer nach Bella Italia. Jedes Mal, wenn wir dieses wunderschöne Land genießen, ärgere ich mich, dass ich immer noch keinen Italienischkurs belegt habe.
Nach nun 16 Jahren in der Kommunalpolitik, während der ich alle Höhen und Tiefen miterlebt habe, freue ich mich nun auf neue Aufgaben und Herausforderungen im Bayerischen Landtag. Hier möchte ich mich mit all meiner kommunalpolitischen Erfahrung für die Grüne Sache einsetzen. Meinen Auftrag in der Landespolitik sehe ich deshalb als Stimme der Kommunen, als Stärkung des ländlichen Raumes. Ich will, dass wir in Bayern gleiche Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Land garantieren können. Durch meinen beruflichen und privaten Lebenslauf bin ich mit dem Thema Bildung auf's Engste verbunden. Bildung für alle in jedem Alter, das ist ein gesellschaftlicher Auftrag, den es immer wieder einzufordern gilt. In puncto Landwirtschaft fordere ich eine giftfreie, extensive Bewirtschaftung unserer Flächen und mehr Tierwohl. Im Bereich Mobilität ist eine Paradigmenwechsel notwendig: Weg von auto-dominierten Denkweisen hin zur zukunftsorientierten Vernetzung aller Verkehrsteilnehmer. Meine Vision für Bayern ist daher eine fortschrittliche, gerechte, gemeinwohlorientierte, liberale Gesellschaft, die alle mitnimmt und im Einklang mit der Umwelt lebt.

"Ich möchte nicht auf einem Planten leben, in der ganze Weltgegenden unbewohnbar werden. Und ich möchte auch nicht in einer Welt leben, in der mein Leben fremdbestimmt wird durch technische Systeme: indem ich von Algorithmen belohnt werde, wenn ich meine Rechnungen pünktlich bezahle, Sport betreibe und nicht zu schnell fahre. Auch will ich nicht von Algorithmen vom Zugang zu Krankenversicherungen, Krediten und sozialen Netzen ausgeschlossen werden. Ich will auch nicht in einer Welt leben, in der der Mensch vollkommen transparent ist, in der es kein Vergessen gibt. In einer solchen Welt gäbe es auch kein Verzeihen mehr und das wäre eine gnadenlose Welt."

Prof. Dr. Ottmar Edenhofer, Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC)