Gabriele Triebel: Beeindruckt vom offenen Umgang mit Vergangenheit
Im ehemaligen Zisterzienserkloster Fürstenfeldbruck befindet sich die Polizeihochschule des Freistaates, wo angehende Polizeibeamte in der 3. bzw. 4. Qualifikationsebene ausgebildet werden, also die Führungskräfte der Bayerischen Polizei. Sowohl als bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag, als auch als Stimmkreisabgeordnete, da die Hochschule in meinem Stimmkreis liegt, wollte ich diese wichtige Einrichtung kennenlernen.
Anfang Juli 2020 konnte ich nun den aufgrund der Corona-Pandemie verschobenen Besuch der Bayerische Beamtenfachhochschule Fachbereich Polizei in Fürstenfeldbruck nachholen.
Inzwischen hatte das Thema der politischen Bildung in der Ausbildung unserer Bayerischen Polizei durch die rassistischen Ereignisse in Minneapolis und in der KSK an Brisanz zugenommen; denn obwohl hier kein direkter Zusammenhang besteht, kam schnell die Frage auf, ob solche Entwicklungen innerhalb der Bayerischen Polizei vorstellbar wären und inwiefern hier präventiv gearbeitet wird.
In diesem Zusammenhang berichteten DirHföD Ingbert Hoffmann, DirHföD Friedrich Mülder und Dr. Holger Nitsch von der in Kooperation mit dem städt. Museum Fürstenfeldbruck und der Polizeihochschule entstandenen Ausstellung „Ausbildung – Enthemmung – Verbrechen – Die Polizeischule Fürstenfeldbruck im Nationalsozialismus“. Die Ausstellung ist in den Räumlichkeiten der Hochschule beheimatet und damit fester Bestandteil des Studiums. Sie wurde auf Basis der Geschichtsstudie von Sven Deppisch begründet, der in seiner vielbeachteten Dissertation an der LMU München „Täter auf der Schulbank“ die unrühmliche Geschichte der damaligen Brucker Lehranstalt für Ordnungspolizei im Zweiten Weltkrieg beleuchtet. Sven Deppisch ist Lehrbeauftragter an der heutigen Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern – Fachbereich Polizei. So fließt seine Forschung auch in die Ausbildung heutiger Gesetzeshüter ein.
Dieser offene Umgang mit der Geschichte des Naziregimes und der Rolle der damaligen Polizei hat mich sehr beeindruckt und zeigt, dass man sich dort der Verantwortung bewusst ist, die die Polizei trägt.
Ein weiteres Thema, das mir sehr am Herzen liegt, ist die Frage nach dem Frauenanteil unter den Studierenden. Hier zeigte sich zwar, dass der Anteil weiblicher Studierender steigt, es für Frauen aber weiterhin aus unterschiedlichen Gründen oft schwieriger ist, innerhalb der Polizei aufzusteigen.
Zum Abschluss meines Besuchs konnte ich die bereits erwähnte Ausstellung „Ausbildung – Enthemmung – Verbrechen – Die Polizeischule Fürstenfeldbruck im Nationalsozialismus“ besichtigen. Diese wird, sofern die Corona-Lage es zulässt, ab Herbst auch wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mehr Informationen dazu: https://www.museumffb.de/ffb-museum/web.nsf/id/li_domob5zj32.html