„Kinder wachsen heute anders auf als meine Generation,“ sagt Gabriele Triebel in ihrer Begrüßung der Teilnehmer*innen am Fachgespräch „Alltagskompetenzen in der Schule“. Kinder erlernten früher selbstverständlich und nebenbei im Elternhaus Dinge wie Einkaufen, Kochen oder das Wissen um die Herstellung von Lebensmitteln. Diese Kompetenzen würden heute in den Familien immer weniger vermittelt, daher müssten die Schulen stärker diese Ausgabe übernehmen. Diese und andere Themenbereiche stehen auch im Mittelpunkt des vom bayerischen Kabinett im Januar beschlossenen Konzepts „Schule fürs Leben“. Schon ab dem Schuljahr 2020/2021 sollen Schüler*innen einmal während der Grundschule (erste bis vierte Klassen) und einmal in der Sekundarstufe (fünfte bis neunte Klassen) verpflichtend an einer Projektwoche zum Thema „Schule fürs Leben“ teilnehmen.
Damit wird eine langjährige Forderung der Landfrauen nach der verstärkten Vermittlung von Alltagskompetenzen im Schulunterricht aufgegriffen. Damit dieses wichtige Ziel auch erreicht wird, hatte Gabriele Triebel verschiedene Vertreter*innen des Bauernverbandes eingeladen, um über die praktische Umsetzung des Konzepts zu sprechen. Denn: „Nur mit Wissen darüber, wie unsere Nahrungsmittel hergestellt werden, lässt sich wertschätzendes und nachhaltiges Konsumverhalten erreichen, oder anders gesagt: Wer weiß, wie Lebensmittel erzeugt werden, geht auch achtsamer mit dem eigenen Essen um und hat einen anderen Blick auf die Erzeugung, auf die Landwirtschaft.“ so Gabriele Triebel.
Gekommen waren jeweils die Kreisbäuerinnen und Kreisobmänner des Landkreises Fürstenfeldbruck Karin Sepp und Georg Huber, des Landkreises Landsberg Karin Behl und Johann Drexl sowie Geschäftsführerin für Fürstenfeldbruck und Dachau Marie-Theres Janka. Dr. Andrea Fuß, Direktorin des Fachbereichs Menschen im ländlichen Raum des BBV, stellte die fünf Themenbereiche vor, die schwerpunktmäßig in den Projektwochen behandelt werden sollen: Ernährung, Gesundheit, selbstbestimmtes Verbraucherverhalten, Haushaltsführung und Umweltverhalten. Passend zum Thema fand das Treffen auf dem Erlebnisbauernhof Kandlerhof in Landsberied statt, wo Christine Haas schon viel Erfahrung mit Kindergruppen gesammelt hat. Monika Drexl war gekommen, um sich Anregungen für die geplante aktive Teilnahme an den Projektwochen zu holen.
Ausgehend von den Fragen „Welche Strukturen bestehen schon, welche benötigt es noch und was ist nötig, um die Kompetenzen über die heimische Landwirtschaft an junge Menschen zu transportieren?“ bewegte sich die Diskussion schnell in Richtung der finanziellen Ausstattung des Projekts. Denn es haben sich bereits mehr als 800 Landwirte sowie 200 weitere Experten aus der Agrar-Branche in Online-Schulungen weitergebildet und sind beim BBV als interessierte Betriebe gelistet. Allerdings, sagt Andrea Fuß, dass sie von 500 Euro pro Klasse ausgegangen sei. Das von der Regierung geplante Budget gäbe aber nur 100 Euro pro Klasse her, was eventuelle Busfahrten zu den Höfen sowie die Entschädigung der Landwirt*innen nicht abdecken wird. Kreisobmann Georg Huber: „Wir in der Landwirtschaft bringen eine Leistung für die Gesellschaft, die man angemessen vergüten muss.“ Kreisbäuerin Karin Sepp teilt diese Haltung: „Wertschätzung kostet eben etwas.“ Allgemeine Zustimmung gab es zur Forderung von Andrea Fuß: „Das Budget für die Projektwoche muss erhöht werden“.