Die Förderung zum Humusaufbau weiterhin zu erhalten, fordern die Landtags-Grünen in einem Antrag diesen Mittwoch im Landwirtschaftsausschuss. Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel: „Unsere bäuerlichen Betriebe sind auf die Förderung angewiesen – sollte sie tatsächlich gekürzt werden, hätte das massive Folgen.“
Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Förderung für den Humusaufbau gestrichen werden soll. Bei der Planung des KULAPs wurde offenbar nicht erwartet, wie stark sich die landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern für den Humusaufbau begeistern. „Das Programm wird offensichtlich von viel mehr Landwirten abgerufen als geplant – und soll wohl deshalb eingestellt werden“, sagt Gabriele Triebel.
Das Programm zum Humusaufbau – es handelt sich um die Maßnahme „Vielfältige Fruchtfolge zum Humuserhalt“ K33 – ist Teil des Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) der Staatsregierung. Es spielt eine wichtige Rolle für die Zukunft Bayerns. Einzelnen Betrieben drohen nun massive Verluste, sollten die Fördergelder eingestellt werden. „Die Felder sind bereits bestellt“, sagt Triebel, „somit können rund 10.000 Euro Kosten zusammenkommen.“
Zur Bedeutung von Humus erklärt Gabriele Triebel: „Seit langem ist bekannt, dass die Humusschicht auf unseren Feldern abnimmt. Für die Landwirtschaft hat das dramatische Folgen, da die Ernten dadurch immer schlechter ausfallen. Für den Klimaschutz hat Humus als CO₂-Speicher eine wichtige Rolle. Und vor allem auch für den Hochwasserschutz ist er essentiell, weil nur in gesunden Böden große Mengen Wasser versickern und gespeichert werden können.“
Die Landtags-Grünen fordern in ihrem Antrag (Anhang), das KULAP-Programm K 33 zur Förderung des Humusaufbaus in Bayern zu erhalten. Zudem beantragen sie, dass die Förderung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen mit mehr Weitblick geplant wird, damit bayerische Landwirtinnen und Landwirte eine wirkliche Planungssicherheit haben.
Am Mittwoch, 6. November, ab 9.15 Uhr, setzt sich die Grünen-Fraktion mit einem Antrag im Landwirtschaftsausschuss für den Erhalt der Förderung ein (Programm im Anhang).
Hintergrund zur KULAP-Maßnahme K33 und den Plänen der Staatsregierung
Schon am vergangenen Mittwoch (16.10.2024) im Plenum des Bayerischen Landtags haben die landwirtschaftliche Sprecherin der Landtags-Grünen und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zum Thema diskutiert. Die Landtags-Debatte finden Sie im „Plenum-Online Video-Archiv“ des Bayerischen Landtags (unter Datum 16.10.2024, TOP 7, 1. Dringlichkeitsantrag). Für die Landtags-Grünen steht fest, dass das KULAP-Programm K 33 zur Förderung des Humusaufbaus erhalten bleiben muss. Ministerin Michaela Kaniber hatte bekanntgegeben, dass eine Streichung geplant ist.
Seit der KULAP-Antragstellung 2023 können Landwirtinnen und Landwirte in Bayern die Maßnahme K33 „Vielfältige Fruchtfolge zum Humuserhalt“ beantragen. Die Maßnahme baut auf die Öko-Regelung 2 der EU-Agrarförderung auf. Mit dem Anbau vielfältiger Kulturen verfolgt sie das Ziel, die Agro-Biodiversität auf den Äckern zu steigern.
K33 hilft, den Humus im Boden zu verbessern. Die Betriebe verpflichten sich, maximal 20 % ihrer Flächen mit stark zehrenden Pflanzen wie Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais zu bestellen und mindestens 40 % mit Pflanzen wie Kleegras. K33 fördert durch den Anbau von Kleegras und eine vielfältige Fruchtfolge den Humusaufbau und erhöht so die Kohlenstoffspeicherung und Bodenfruchtbarkeit. Diese Maßnahme bietet nicht nur eine effektive Lösung zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft, sondern auch einen langfristigen gesellschaftlichen Nutzen.
Hintergrund zum Thema Humus
Der Schwund von Humus auf Bayerns Feldern ist eines der großen Probleme, die unser Freistaat hat. Jedes Jahr gehen Tausende Tonnen fruchtbare Erde verloren. Dabei hat Humus zum einen eine enorme Bedeutung für die Fruchtbarkeit der Böden. Zum anderen ist er extrem wichtig für den Hochwasserschutz und für den Klimaschutz. Laut Experten der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) sind jetzt verstärkte und anspruchsvolle Maßnahmen zum Humusaufbau nötig, um überhaupt nur die Verluste ausgleichen zu können und den Humus zu erhalten (von Humusaufbau ist hierbei noch gar nicht die Rede).
Warum hat Humus eine so große Bedeutung für die Landwirtschaft?
Eine ausreichende Humusschicht ist entscheidend für unsere Landwirtschaft. Humus verbessert die Bodenstruktur und damit den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens, er speichert Nährstoffe und fördert das Pflanzenwachstum. Humus trägt insgesamt zur Bodenfruchtbarkeit bei. Zudem hilft Humus, den Boden vor Erosion zu schützen.
Warum verliert Bayern jedes Jahr Humus und wodurch?
Zu den Hauptursachen zählen unter anderem eine zu intensive Landwirtschaft mit zu engen Fruchtfolgen – wenn beispielsweise jeweils nur Mais oder Weizen angebaut werden. Außerdem wird ein zu intensiver Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln dafür verantwortlich gemacht, wodurch wichtige Bodenfunktionen, -strukturen und -lebewesen gestört werden. Und auch die Bodenerosion durch den Klimawandel wird als Grund genannt: So führen Starkregen und Trockenheit, die durch den Klimawandel zunehmen, vor allem auf nicht begrünten Ackerflächen zu verstärkter Bodenerosion. Humus wird abgetragen und geht unwiederbringlich verloren.
Inwiefern trägt Humus zum Hochwasser- und Klimaschutz bei?
Im Humus ist viel Kohlendioxid gebunden. Humus ist also wichtig für den Klimaschutz. Und Humus spielt beim Hochwasserschutz ebenfalls eine entscheidende Rolle: Überall, wo eine entsprechend saugfähige Humusschicht vorhanden ist, kann der Boden große Wassermengen bei Starkregen aufnehmen. Wenn das Wasser dort versickern und gespeichert werden kann, wo es herunterkommt, fließt es nicht in Bäche und Flüsse ab. Dadurch ist die Gefahr, dass in der Folge extreme Hochwasser entstehen beziehungsweise nahegelegene Flächen oder Häuser überschwemmt werden, erheblich reduziert.