Offener Brief an Herrn Landrat Thomas Karmasin des Landkreises Fürstenfeldbruck:
Betretungsverbot der Unterkünfte von Geflüchteten des Landkreises.

Sehr geehrter Herr Landrat Karmasin,

wie ich der Presse entnehmen musste, halten Sie im Landkreis Fürstenfeldbruck weiterhin an dem bestehenden Betretungsverbot von Asylunterkünften fest, trotz eines im Landkreis stabil niedrigen Infektionsgeschehens.
Dies stellt aus meiner Sicht eine ungerechtfertigte Grundrechtseinschränkung der Menschen in diesen Unterkünften dar und ist auch für die Integration der Geflüchteten in unsere Gesellschaft abträglich.

Zudem schränken die Betretungsverbote Asylhelferinnen und -helfer in ihrer wichtigen Arbeit ein, da hier keine Hilfsangebote in der Unterkunft angeboten werden können, wie Gespräche mit Geflüchteten bis hin zur Hausaufgabenbetreuung von schulpflichtigen Kindern und Jugendlichen. Aufsuchende Hilfs- und Kommunikationsangebote sind für viele Geflüchtete, vor allem Kinder, ein wichtiger Baustein für eine gute Betreuung. Die Arbeit der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ist gerade durch den persönlichen Kontakt und Beziehung essenziell für eine gelungene Integration und Inklusion der Geflüchteten in unserer Gesellschaft. Zudem können die Helferinnen und Helfer gerade jetzt in Pandemie-Zeiten durch den persönlichen Kontakt wichtige Aufklärungsarbeit in Bezug auf Impfen und Testen leisten.

Durch die sinkenden Infektionszahlen im Landkreis können und werden den Menschen vor Ort wieder mehr Freiheiten zurückgegeben. Nur den Geflüchteten, die im Landkreis Fürstenfeldbruck leben, werden diese Freiheiten nicht zugestanden. Das ist messen mit zweierlei Maß. Ihre Begründung kann ich nicht nachvollziehen, da es derzeit kein anderer Landkreis so handhabt. Die Befürchtung, dass es hier mit Lockerungen zu größeren Ausbrüchen kommen könnte, wird durch die weiterhin niedrigen bayernweiten Inzidenzen widerlegt.

Daher appelliere ich an Ihr Verständnis für die besonders schwierige Situation der Geflüchteten in dieser Pandemie und fordere Sie auf, die Betretungsverbote umgehend aufzuheben und so eine Teilhabe der geflüchteten Kinder und Erwachsenen im Landkreis Fürstenfeldbruck wieder zu ermöglichen.

Mit besten Grüßen,

MdL Gabriele Triebel