Gabriele Triebel fordert offizielles Kurzschuljahr

Die Schulfamilie braucht in Pandemiezeiten Sicherheit und Verlässlichkeit  

Seit knapp einem Jahr befindet sich die Schulgemeinschaft nun in einer Ausnahmesituation. Das letzte Schuljahr war schon stark geprägt von Corona, das jetzige wird es noch mehr sein: seit September sind die Schulen mit unterschiedlichsten Quarantänemaßnahmen, Wechsel- und Distanzunterricht konfrontiert. Die Ungewissheit und Unsicherheit, was als Nächstes kommen würde, hat die Schulgemeinschaft letzten Herbst sehr viel Energie gekostet. Schulminister Michael Piazolo glänzte hier nicht gerade als der große Leuchtturm, der die sichere Richtung vorgibt.

Nach dem stürmischen Corona-Herbst sind die Schulen von Mitte Dezember bis mindestens Mitte Februar nun im Distanzunterricht: Eine lange Zeit, in der das Lernen aller Kinder und Jugendlichen auf die Elternhäuser übertragen wird, und in denen die Schere zwischen Bildungsgewinner- und -Verlierer*innen noch weiter aufgehen wird.

Die Unsicherheit, wie in diesem Schuljahr nun mit den unterschiedlichsten Lernständen der Kinder und Jugendlichen umgegangen werden soll, ist bei allen Beteiligten groß. Nur die Prüfungstermine zu verschieben und die Anzahl der zu erbringenden Noten zu reduzieren, reicht bei weitem nicht aus, um dieses Schuljahr in einer fairen und gerechten Weise zu Ende zu bringen.

Corona wird uns sicher noch bis in den Herbst begleiten, deswegen hoffe ich, dass der Minister die Realität erkennt und dieses Schuljahr endlich zu dem macht, was es faktisch bereits ist: zum offiziellen Kurzschuljahr.

Die Schulgemeinschaft braucht endlich die Sicherheit, dass das, was dieses Schuljahr gelernt werden muss, erstens einheitlich für alle gilt und zweitens auch zu schaffen ist. Die Lerninhalte müssen verbindlich für alle Jahrgangsstufen geregelt werden. Die Schulen brauchen eine Antwort auf die Fragen, wie erstens mit den Lernrückständen der Schüler*innen jetzt und in Zukunft umgegangen werden soll, die sich mittlerweile aus zwei Schuljahren zusammensetzen können und zweitens, wie dieses Schuljahr anschlussfähig an das kommende und die weiteren Schuljahre wird.

Mit einem verbindlich geregelten Kurzschuljahr schaffen wir Sicherheit und Gerechtigkeit für die Schulgemeinschaft in diesem und für die weiteren Schuljahre. Es wird transparent gemacht, was die Schüler*innen in diesem Schuljahr gelernt haben müssen. Und wir nehmen den Druck von den Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen. Es bedarf keiner Jagd mehr auf die Erbringung der Noten und der Befürchtung, den Lehrplan nicht abarbeiten zu können. Es kann wieder etwas Normalität an die Schulen einziehen, auf die die Schulgemeinschaft sehnlichst gehofft.

Schule funktioniert mit Corona nicht mehr so, wie wir es seit Jahrzehnten gewohnt sind. Deswegen gilt es, neu zu denken, neue Lösungen zu finden. Dieses Schuljahr muss als Ganzes neu gedacht werden und als das gemacht werden, was es schon ist: ein Corona-bedingtes Kurzschuljahr.