„In der Corona-Krise offenbaren sich die eklatanten Lücken im Wissen über die Verbrechen des Nationalsozialismus. Und ausgerechnet jetzt müssen Freiberufler, die Schüler über den Holocaust aufklären und damit gegen das antisemitische Virus impfen, buchstäblich ums Überleben kämpfen. Am Max Mannheimer Studienzentrum (MMSZ) in Dachau etwa leiten rund 30 freiberufliche Referenten normalerweise mehrtägige Seminare für Schulklassen, in denen sie den Jugendlichen die Geschichte des Nationalsozialismus und der Konzentrationslager näher bringen. Doch da diese Kurse momentan ausfallen, brechen den Referenten fest einkalkulierte Honorare weg.“
Thomas Radlmaier, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und zuständig für den Landkreis Dachau.
Angesichts der prekären Situation der freiberuflichen Bildungsreferent*innen am Max Mannheimer Studienzentrum und anderer Institutionen der politischen Bildungsarbeit, die aktuell erheblich unter den Auswirkungen der Corona-Beschränkungen leiden, fordert Gabriele Triebel die Staatsregierung auf, umgehend finanzielle Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Diese Personen leisten wertvolle Aufklärungsarbeit in Zeiten zunehmend antisemitischer Tendenzen und wir dürfen sie schlichtweg nicht im Regen stehen lassen.
Frau Triebel hat sich im Rahmen von zwei Briefen bereits an die Bayerische Staatskanzlei und das Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gewandt. Die Antworten stehen noch aus, aber der Handlungsbedarf ist groß.
Weitere Informationen zum Thema finden sich in den folgenden Artikeln Von Thomas Radlmaier:
Referenten fürchten um ihre Existenz (3. Mai 2020)
Am Max-Mannheimer-Studienzentrum in Dachau klären Freiberufler über den erstarkten Antisemitismus und Rechtsextremismus auf. In der Krise verdienen sie ohne Seminare jedoch kein Geld mehr. Zeitzeuge Abba Naor fordert nun vom Staat, sie zu unterstützten.
Geschwächte Immunabwehr (15. Mai 2020)
Verschwörungsmythen rund um Corona werfen ein Schlaglicht auf die Defizite in der politischen Bildung. Doch ausgerechnet jene Referenten, die wichtige Aufklärungsarbeit leisten, müssen um ihre Existenz bangen.
Die ersten Häftlinge trafen am 22. März 1933 im Konzentrationslager Dachau bei München ein (Foto vom 06.03.2013, Wohn- und Schlafbereich). Es war das erste Konzentrationslager der SS. "Reichsführer SS" Heinrich Himmler hatte das Konzentrationslager 1933 auf dem Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik errichten lassen. Unter Lager-Kommandant Theodor Eicke wurde Dachau dann zum "Modell- und Musterlager" der SS ausgebaut, nach dessen Vorbild die Nationalsozialisten die späteren Konzentrationslager organisierten. In den zwölf Jahren, in denen das KZ bestand, waren in Dachau und in den Außenlagern mehr als 200.000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. 41.500 Häftlinge wurden ermordet. 1942 wurden in Dachau auf Geheiß Himmlers eine Malaria-Versuchsstation eingerichtet und medizinische Experimente mit Unterdruck und Unterkühlung vorgenommen. Während des Krieges verlegte die SS alle Geistlichen, unabhängig von ihrer Konfession, aus den verschiedenen Lagern nach Dachau. Im sogenannten Pfarrerblock waren schließlich knapp 3.000 Geistliche aus ganz Europa interniert. (Siehe epd-Feature vom 11.03.2013)