Pressemitteilung von Manfred Deiler, Präsident der Europäischen Holocaustgedenkstätte Stiftung.
Es sollte ein Tag der Erinnerung, der Besinnung und der Begegnung werden. Eine zentrale Gedenkveranstaltung mit Überlebenden, deren Nachkommen der ersten und zweiten Generation und für alle Bürger.
Als das Comité International de Dachau (CID) beschloss, alle geplanten Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager abzusagen, schloss sich die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung schweren Herzens dieser Entscheidung an. Sicherheit und Gesundheit unserer ausländischen Gäste und Mitbürger standen an erster Stelle.
In Erinnerung an den 75. Jahrestag der Befreiung der elf Konzentrationslager des Lagerkomplexes Kaufering fand am 1. Mai daher nur in kleinem Kreis und unter Einhaltung der Corona-Auflagen ein Gedenkakt auf der Europäischen Holocaustgedenkstätte statt, in dem den Opfern des Holocaust in der Region Kaufering/Landsberg gedacht wurde.
Manfred Deiler, Präsident der Europäischen Holocaustgedenkstätte Stiftung gab zu Bedenken, dass unsere Erinnerungskultur nicht nur auf Gedenkveranstaltungen an bestimmten Gedenktagen reduziert gesehen werden kann. Nachhaltige Erinnerungsarbeit ist 365 Tage im Jahr zu leisten. Wir tun dies, indem wir informieren und aufklären und Wachsamkeit, Zivilcourage und glaubwürdiges solidarisches Miteinander fördern.
Die Anforderungen an die tägliche Arbeit, welche Gedenkstätten heute leisten, sind hoch.
Mit Sorge erkennen wir, dass rechtsextremistisches Gedankengut, zunehmender Rassismus und Antisemitismus sowie menschenfeindliche Hassbotschaften unsere Gesellschaft zu spalten suchen und unsere Demokratie gefährden. „Vor diesem Hintergrund“, so Manfred Deiler, „ist es nicht akzeptabel, dass unter diesen Vorzeichen noch immer Gesinnungspolitiker Sand ins Getriebe unserer Erinnerungskultur streuen und Entscheidungs- und Mandatsträger in ihrem Sinne zu manipulieren suchen“.
Die Veranstaltung wurde in wesentlichen Teilen durch das Musikensembles mit Birgit Abe, Gerhard Abe-Graf und Lisa Pokorny gestaltet.
Nachdenklich, ihren eigenen Gedanken und Gefühlen überlassen, versammelten sich die Zuhörer vor der Frauenbaracke, aus der ausgewählte Musikstücke über das ehemalige Konzentrationslager erklangen.
Danach wurden gemeinsam auf den Gedenksteinen der Staatspräsidenten Europas, die für die Opfer aus den jeweiligen Nationen errichtet worden waren, weiße Rosen niedergelegt. In einer Schweigeminute wurde der europäischen Dimension des Holocaust im Lagerkomplex Kaufering gedacht.
Um die Corona-Auflagen zu erfüllen und unsere Mitbürger nicht einer Gefahr einer Ansteckung auszusetzen, war der Gedenkakt nicht öffentlich angekündigt worden. Die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung hofft in dieser schwierigen und außergewöhnlichen Situation auf Ihr Verständnis.